Reproduziert aus dem Experiment von Dunning und Kruger (Armondikov/rationalwiki) 
Möglicherweise haben Sie diese Szene bei der Arbeit, beim geselligen Beisammensein mit Freunden oder bei einem Feiertagsessen mit der Großfamilie gesehen: Jemand, der in einem Fach nur sehr wenig Wissen hat, behauptet, viel zu wissen. Diese Person könnte sogar damit prahlen, ein Experte zu sein.
Dieses Phänomen hat einen Namen: den Dunning-Kruger-Effekt. Es handelt sich nicht um eine Krankheit, kein Syndrom oder eine Geisteskrankheit; Es ist bis zu einem gewissen Grad in jedem Menschen vorhanden und existiert schon so lange wie die menschliche Wahrnehmung, obwohl es erst vor kurzem in der Sozialpsychologie untersucht und dokumentiert wurde.
In ihrer Arbeit von 1999 veröffentlicht in der Zeitschrift für Persönlichkeits- und Sozialpsychologie , David Dunning und Justin Kruger haben Daten zu dem geliefert, was Philosophen seit Sokrates wussten, der angeblich etwas in der Art sagte: „Die einzig wahre Weisheit besteht darin, zu wissen, dass man nichts weiß.“
Charles Darwin fügte 1871 hinzu: „Unwissenheit erzeugt häufiger Vertrauen als Wissen.“
Einfach ausgedrückt: Inkompetente Menschen denken, sie wüssten mehr, als sie tatsächlich wissen, und neigen dazu, damit prahlerischer zu sein.
Um Darwins Theorie zu testen, befragten die Forscher Menschen zu verschiedenen Themen wie Grammatik, logisches Denken und Humor. Nach jedem Test fragten sie die Teilnehmer, wie sie davon ausgingen. Konkret wurden die Teilnehmer gefragt, wie viele der anderen Quizteilnehmer sie geschlagen hatten.
Dunning war von den Ergebnissen schockiert, obwohl sie seine Hypothese bestätigten. Immer wieder, unabhängig vom Fach, stuften die Personen, die bei den Tests schlecht abschnitten, ihre Kompetenz viel höher ein.
Im Durchschnitt stuften sich Testteilnehmer, die nur im 10. Perzentil abschnitten, in der Nähe des 70. Perzentils ein. Diejenigen, die am wenigsten wussten, worüber sie sprachen, glaubten, sie wüssten genauso viel wie die Experten.
Die Ergebnisse von Dunning und Kruger wurden in mindestens einem Dutzend verschiedener Bereiche wiederholt: mathematische Fähigkeiten, Weinverkostung, Schach, medizinisches Wissen bei Chirurgen und Schusswaffensicherheit bei Jägern.
Während der Wahl und in den Monaten nach der Amtseinführung des Präsidenten wuchs das Interesse am Dunning-Kruger-Effekt. Die Google-Suchanfragen nach „Dunning Kruger“ erreichten im Mai 2017 ihren Höhepunkt. laut Google Trends und ist seitdem hoch geblieben.
Aufmerksamkeit gewidmet dem Dunning-Kruger-Effekt Wikipedia-Eintrag ist seit Ende 2015 sprunghaft angestiegen .
Außerdem gebe es derzeit „viel mehr Forschungsaktivitäten“ zu diesem Effekt als unmittelbar nach seiner Veröffentlichung, sagte Dunning. Typischerweise steigt das Interesse an einem Forschungsthema in den fünf Jahren nach einer bahnbrechenden Studie stark an und lässt dann wieder nach.
„Offensichtlich hat es mit Trump und den verschiedenen Behandlungen zu tun, die ihm von den Leuten zuteil wurden“, sagte Dunning. „Also ja, vieles davon ist politisch.“ Menschen, die versuchen, die andere Seite zu verstehen. „Wir haben einen massiven Anstieg der Parteilichkeit zu verzeichnen, die bösartiger und extremer geworden ist, sodass die Menschen nach Erklärungen greifen.“
Auch wenn es die Aussagen von Präsident Trump sind voller Fehler, Unwahrheiten oder Ungenauigkeiten Er drückt großes Vertrauen in seine Begabung aus.
Er sagt er liest nicht viel weil er Probleme „mit sehr wenig Wissen außer dem Wissen löst, das ich [bereits] hatte“.
In Interviews sagte er, dass er keine langen Berichte lese, weil „ Ich weiß schon genau, was es ist '.
Er hat „die besten Worte“ und zitiert sein „ hohes Maß an Intelligenz ' in der Ablehnung des wissenschaftlichen Konsenses über Klimawandel .
Vor Jahrzehnten, sagte er er könnte den Kalten Krieg beenden : „Es würde anderthalb Stunden dauern, alles über Raketen zu lernen“, sagte Trump Die Washington Post Lois Romano beim Abendessen im Jahr 1984. „Ich glaube, das meiste davon weiß ich sowieso.“
„Donald Trump hat sein Wissen seit Jahrzehnten überschätzt“, sagte Brendan Nyhan, Politikwissenschaftler an der University of Michigan. „Es ist nicht überraschend, dass er dieses Muster bis ins Weiße Haus fortsetzte.“
Dunning-Kruger „bietet eine Erklärung für eine Art Hybris“, sagte Steven Sloman, Kognitionspsychologe an der Brown University.
„Tatsache ist, das ist Trump in aller Kürze.“ Er ist ein Mann ohne politische Fähigkeiten, der keine Ahnung hat, dass er keine politischen Fähigkeiten hat. Und es hat ihm extremes Selbstvertrauen gegeben.“
Sloman glaubt, dass der Dunning-Kruger-Effekt außerhalb der Forschungswelt populär geworden ist, weil es sich um ein einfaches Phänomen handelt, das auf uns alle zutreffen könnte. Und, sagte er, die Menschen wollten unbedingt verstehen, was in der Welt vor sich gehe.
Viele Menschen „können sich nicht mit dem Aufstieg Trumps auseinandersetzen“, sagte Sloman.
„Er ist genau das Gegenteil von allem, was wir an einem Politiker schätzen, und er ist das genaue Gegenteil von dem, was die Amerikaner unserer Meinung nach wertschätzen.“ Einige dieser Leute sind bestrebt, etwas Wissenschaftliches zu finden, um ihn zu erklären.
Ganz gleich, ob die Leute „die andere Seite“ verstehen wollen oder einfach nur nach einem Beinamen suchen, der Dunning-Kruger-Effekt funktioniert wie beides, sagte Dunning, was seiner Meinung nach den Anstieg des Interesses erklärt.
Die Auswirkungen des Dunning-Kruger-Effekts sind normalerweise harmlos. Wenn Sie sich bei der Beantwortung von Prüfungsfragen schon einmal sicher gefühlt haben, der Lehrer sie dann aber als falsch bewertet hat, haben Sie Erfahrungen aus erster Hand mit Dunning-Kruger gemacht.
Am anderen Ende des Spektrums kann die Wirkung tödlich sein. Im Jahr 2017 war der ehemalige Neurochirurg Christopher Duntsch wegen Verstümmelung mehrerer Patienten zu lebenslanger Haft verurteilt .
„Seine Leistung war erbärmlich“, schrieb ein Co-Chirurg über Duntsch nach einer verpatzten Wirbelsäulenoperation. entsprechend der Texas-Beobachter .
„Er arbeitete im ersten oder zweiten Jahr als Assistenzarzt für Neurochirurgie, hatte aber offensichtlich keine Ahnung, wie schlecht seine Technik war.“
Laut Dunning ist die Wirkung besonders gefährlich, wenn jemand mit Einfluss oder den Mitteln, Schaden anzurichten, niemanden hat, der ehrlich über seine Fehler sprechen kann.
Er bemerkte mehrere Flugzeugabstürze, die hätten vermieden werden können, wenn die Besatzung mit einem übermütigen Piloten gesprochen hätte.
„Man kommt in eine Situation, in der die Leute den Verantwortlichen gegenüber zu respektvoll sein können“, erklärte Dunning. „Sie müssen Menschen um sich haben, die bereit sind, Ihnen zu sagen, dass Sie einen Fehler machen.“
Was passiert, wenn die Inkompetenten nicht bereit sind, ihre Mängel einzugestehen? Sind sie von ihrem eigenen vermeintlichen Wissen so überzeugt, dass sie die bloße Idee einer Verbesserung ablehnen?
Es ist nicht überraschend (aber nicht weniger besorgniserregend), dass Dunnings Folgeforschung zeigt, dass die leistungsschwächsten Personen auch am wenigsten bereit sind, Kritik zu akzeptieren oder Interesse an Selbstverbesserung zu zeigen.
2018 © Die Washington Post
Dieser Artikel wurde ursprünglich veröffentlicht von Die Washington Post .